1.8.16
[Yoga]
“Unter Körper verstehe ich einen Modus, der das Wesen Gottes, insofern er als ausgedehntes Ding betrachtet wird, auf gewisse und bestimmte Weise ausdrückt.” [Spinoza Ethik, II Teil, Definition I – John Berger, Bentos Skizzenbuch, S.53]
Antonellos Kreuzigung ist leicht zu finden, sie hängt links vom Saaleingang auf Augenhöhe. Was an dem von ihm gemalten Köpfen und Körpern auffällt, ist nicht alleine ihre Festigkeit, sondern wie sehr der sie umgebende gemalte Raum einen Druck auf sie ausübt und wie sie sich ihm widersetzen. Und dieser Widerstand schafft ihre so unleugbar körperliche Gegenwart.
Vgl: Benoir Lechambre: Alltagsstress ist wie eine Choreografie zu sehen. Das verändert die Sichtweise – denn eine Choreografie kann man ändern.
Auch: Er ist dazu übergegangen zu sagen, nicht er macht die Choreografie, sondern der Raum, alles, was da ist – das nimmt Angst, wenn man sich denkt: der Tanz ist schon da, man muss einfach nur “hineinsteigen”
18.8.16
“You are a mosaic, painstakingly crafted out of fear and hope and sweetness and longing. We all alre. We are cobbled together from apprehension and yearning and lovesongs and shitty friends and melancholy and sitcom heroine and stubborn dreams that won’t die no matter how hard we try to kill them”
[Polly: how do I stop being a fake]
→ tadasana
→ Nirvana: come as you are
16.9.16
Wunderinteressantes Pasticcio heute morgen mit Helmut Jasbar: Ein Wort aus der indischen Philosophie hat er mich gelehrt: Samvega: Bei ihm beschreibt es die Erschütterung (tief und spirituell) über ein Kunstwerk/Musikstück. Auf dem doofen Yogawiki ist nur zu lesen: “heftige Gemütsaufregung”.
Bach, dachte ich mir heute, ist Sehnsucht und Erfüllung gleichzeitig.
“The Real cannot be adequately captured by language, and therefore all attempts to do so are approximations that have a relative utility. (…)While it is true that some narratives better approximate reality than others, the primary value narratives have lies in their usefulness for helping us create the world we want to live in.” [Tantra Illuminated, S.47]
18.9.16
Mich interessiert dieser Moment: Der Verlust des Selbstverständnisses.
12.10.16
Irritation – ist nicht Irritation der Beginn von Allem?
28.10.16
[Matala]
Komisch, dass Meditieren hier gar nicht geht. Heute Nacht kam ein mächtiger Wind. Vergleichsweise ist nichts mehr los in Matala. Auch Schreiben kommt mir redundant vor. Was ist nicht redundant? Der Espresso in der Früh. Das erste Mal ins Meer steigen des Tages. Jeder Bissen des Abendessens – und der Raki danach – und jeder Schluck Wein dazu. Die – selten – gewürzte Luft. Die Wärme meiner selbstgestrickten Jacke.
31.10.16
Intensität. Nicht unbedingt Harmonie.
Und auch, wie die heiße Luft über dem Ofen das was man sieht verzerrt. Wüstenartig. Warum ist das so? Ist der Kaffee auch wüstenartig? Der kamelfarbene Schaum des Kaffees schon.
In Wien muss man eigentlich Schreibender, Psychotherapeut oder Kunsttherapeutin sein, alles andere kann man auch in jeder beliebigen Stadt machen.
2.11.16
Die innerliche Dogmatisierung, Versteinerung aus der Konsequenz, dass niemand einen verstehen kann, das ist eine Krankheit meiner Familie? Die Fanatisierung?
Das sind die guten Momente in dieser merkwürdigen Zeit, in dieser Wut-Zeit und unzufriedenen Zeit: diese merkwürdigen Einblicke.
Bedürftigkeit ist peinlich und doch – ist es das, womit ich gerade umgehen muss. Ist es gerade mein Teig, den ich knete.
3.11.16
Strahlender, kalter Tag. Ich komme an, geschüttelt und gerührt. Seit dem Einschlafen dieser Schmerz (es langweilt mich, über körperlichen Schmerz zu schreiben).
Ich suche Klarheit und Ausdruck. Klarheit über Ausdruck. Was sagen mir die gelben Blätter heute? Was sagen mir ihr Zittern, ihr Tanz. Ich berühre mich. Ich berühre mich selbst mit meinen Worten. Du Du Du Du Du Du. Wer ist dieses Du? Ich versuche es heute in allem zu sehen und hören, was mir begegnet. Gerade spricht mich das Gelb der Blätter an. Farben und Materialien überhaupt. Dicke weiche Strickjacke. Strick. Stricken.
7.11.16
Die Ostigkeit von Wien heute (sehr spürbar – und das schätze ich.)
Ich liebe die hohen Räume des Café Jelinek. Hohe Räume, damit die Gedanken Platz haben und aus dem Vollen schöpfen können.
10.11.16
Ist das meine Übung in Erdung? Mich – bei Kaffee oder Matcha Latte in die Umgebung, in die Welt hineinzuschreiben? Meine Fäden auswerfen? Verbinden, was verbindenswert scheint in Gedanken – so das Netz spinnen, das mich in der Welt hält. Das ist meine Arbeit des Morgens.
(Die “Luftarbeit” meintest du gestern. Die “Himmelsarbeit” dachte ich.)