Es ist meine Art einfach die anstößt und aneckt und sich selbst verletzt. Krisen, schlimm. Ich ackere mich durch wie ein Maulwurf. Das ist mein Krisenbewältigungs-Ich: ein Maulwurf. Sanftheit. Wild. Böse. Gemein. Großkotzig. Raumeinnehmend. Flüstern.
Aquarellfarben (die farblich materielle Umsetzung des Flüsterns; das Äquivalent des Flüsterns auf farblich-materieller Ebene)
Ich spürte es gerade im Körper – zwischen Hals und Herz, zwischen Herz und Hals, ein Flattern, ein schmerzhaftes Flattern.
Mein verrücktes, verträumtes Schlampiges. Schön für den, für den genau das schön ist. Vielleicht für ein paar andere auch noch. In Überschneidungsgebieten.
Insgesamt eine unbequeme Mischung aus: arrogant, überheblich, treu, loyal, idealistisch,… Besser jetzt kompliziert sein, als später krank.
Großzügigkeit: Das ist es, was ich an Aquarellfarben schätze. Die Großzügigkeit, die so groß ist, dass sie den Zufall miteinbeziehen kann. Schnelligkeit ist möglich – und das ist der Aspekt an Schnelligkeit den ich schätze, der das Gegenteil für mich ist von spießiger Kleinlichkeit und Herumfitzelei, die ständig angstvoll darauf bedacht ist, etwas falsch zu machen oder eher: Alles richtig zu machen.Sich freischreiben, sich freikritzeln. Um in Fluß zu kommen.
So viel ist schon existentiell anders (die Welt wird gedehnt), wenn man sich und den Anderen mehr Raum gibt. Einen Moment nur länger schauen (und nicht sofort antworten müssen), einen Moment in der Zeit schweben und die Welt (und alle Beteiligten darin) verdünnt sich, zieht auseinander wie ein Filmstreifen auf Kaugummi. Und hält den Atem an und hält den Atem an.
Verspieltheit und Geborgenheit be-sinnen die Macht.
Deine Schönheit ist viel tiefer als du weißt.
Das Möglichkeitsbuch
die Möglichkeitszeitschrift.
Ein Tag wie weißes Papier. Neugeboren irgendetwas in mir. Zwei interessante Frauen kamen. Eine etwas älter, die andere sehr jung. Sie hat einen schwarzen Kunstfellpullover an – in einen grünen 60ies Lederminirock gesteckt. Dazu so ein ganz braves Gesicht mit braunen glatten Haaren hochgesteckt. Die andere hat ein interessantes Schauspielerinnen-Gesicht. Die beiden alten Menschen neben mir (die Köchin und ein ihr vertrauter alter Mann) sprechen in ihrem jammernden Singsang (der auch irgendwie schön ist). Das Laptopmädchen, das sich konzentriert. Es ist ein schönes Konzentrieren. Es gibt auch ein schiarches Konzentrieren. Der Singsang der Sprache, in der ich doch zuhause bin, obwohl es nicht meine ist. Aber sie sind zu nahe, jetzt hätte ich sie gern weiter weg. …
Und wo war ich heute schon wieder, nachts, im Traum. Von welchen Abenteuern, aus welchem Land komme ich zurück mit diesen Schmerzen im rechten Arm?
Die Göttin sagt:
Ich bin die Decke und Polster,
ich bin die weiche
Unterlage.
Ich bin die Luft
und Wasser,
ich bin die Milch,
Brot und Honig.
Eifersucht tötet mich und erweckt mich. Angst ist ein Modus des Mitfühlens in der Welt. Gefühle sind keine Privatsachen von Personen. Jedes Gefühl ist ein aus Empathie entstandenes.
Flüstern und Schreiben:
Als ich damals blutete,
bluten mit großer Hingabe
Da hattest du keine Angst
vor meinem Blut
und keine Scham
war mir erlaubt
als ich auch noch das Bier
umschüttete.
Ich möchte, dass du
leuchtest
aus der Dunkelheit
leuchtest.
Ich bin im Cafe J. an diesem russischsten aller Tage. Mit sibirischem Föhnwind! So etwas gibt es nicht. Aber gibt es doch. Es ist warm draußen und sonnig und sehr windig bis stürmisch. Ich habe eine Sonnenbrille auf!
Diese Unruhe. Dieses Ablenken.
Das Hibbeligge, Zibbeligge.
Und da passiert es – zwischen den Zeilen – im verträumten Wegschauen. Wo schaue ich hin? In die Zwischenräume? Zum ersten Mal seit längerem keinen so bösen Kater (nach 2 ½ 8erln und einer Zigarette und einem sehr verrauchten Raum). Nur diese größere Verträumtheit heute, die ich als angenehm empfinde. Dieses Suchen, Graben, Zusammensuchen mit zärtlichen, langsamen Handbewegungen. Ich merke, ich male ohne zu malen, aber diesmal ist es ein – es will Berührung. Sanftheit. Wärme. Darum macht mich dieser Wind so glücklich: Er ist Berührung und Wärme. (Auch Aufregung: weil so ungewöhnlich.) Nur sanft, sanft ist er nicht.
Oh, das Unglück neben einem Schniefer zu sitzen, neben einer Schnieferin!
Schreibst du mir ein Märchen? Du kannst mich verwandeln in was immer du möchtest. Du kannst herbeirufen, wen auch immer du glaubst. Winde, Füchse, Quellen und Reh. Es kann Grimm Märchen inspiriert sein oder Andersen oder 1001-Nacht oder auch alles zusammen oder nichts davon. Verwandle mich, wandle mich, geh mit mir. Geh mit mir in diesen Zauberwald hinein, dann lass meine Hand los. Dann, wenn du dich inspiriert fühlst. Unzensuriert. Wie ein Traum. Absurd wie ein Traum. Unlogisch wie ein Traum, voller Symbole wie ein Märchen, verzauberte Welt wie im Märchen, in der es sprechende Tiere gibt, Dschinnen, Könige, Feen und Wandlungen. Also ich gehe mit dir an der Hand – nein, du bist allein. Ich sehe dich von hinten in einen Wald hinein gehen. Ich sehe deine langen schwarzen Haare, du hast einen blauen langen weiten Rock an und ein blaues Hemd. Du zögerst ein bisschen. So fängt das Märchen an. Du pflückst ein Kraut, zerreibst es zwischen deinen Händen und riechst daran. Du brichst ein Stück Rinde vom Baum und reibst deine Handgelenke (deinen Puls) mit ihm ein. Dunkler ist es geworden, schnell, die blaue Stunde, schon erste Sterne sichtbar. Bevor du tiefer in den Wald gehst, pflückst du noch einen Stern und legst ihn an dein Hemd, von wo an er dort aufgestickt erscheint und bei dir ist. Ein Reh kommt in der Dämmerung, an der Schwelle zwischen Wald und Nicht-Wald und leckt dir kurz die Hand und erschrickt dich ein wenig damit, bevor es wieder verschwindet. Kalt wird es in der Nacht.
Vielleicht wäre alles einfacher, könnte man sich zurückbesinnen – durch alle Schichten des Zwiebelhäutchenbaumes! Und einfach beginnen mit: Ich liebe dich. Gestern war plötzlich alles wieder so klar: Je mehr Liebe da ist, desto mehr Liebe ist da. Es bringt nichts, sie zu unterdrücken. Nur Schmerz, nur Verwirrung.
Ich kann mir schreibend näher kommen und mir sprechend ganz fern sein.