Gerade wieder finde ich lange Haare nicht so cool. Ein bisschen grauslich. Wenn ich bedenke, wie es mir ging vor zwei Jahren – der Stress oder Schmerz – ist in den Haarspitzen enthalten? Wenn man die abschneidet, ist ein Teil der im Körper gespeicherten Erfahrungen (= ihre körperliche Zeitigung) weg? Erlöst das irgendwas? Vielleicht, hoffentlich. Was sagt das alles über Menschen mit ganz langen Haaren? Dass sie sich schwer lösen können? Oder einfach nur, dass sie schöne, dicke, schnellwachsende Haare haben? Was macht die Haarstruktur mit einem Menschen? 

Auf einer Metaebene über Freundschaft gesprochen. Gottseidank müssen wir nicht über uns sprechen. Zumindest jetzt nicht. Diese Metaebene, auf der wir uns treffen können – empfinde ich als sehr angenehm. Soll heißen, dass wir unsere Gefühlsbedürfnisse und -komplikationen anderswo ausleben (die armen Menschen..!) Ich fange das Licht in meiner Kaffeetasse – wie der Mond im Moorsee. 

Kleine Mückchen. 

Kleine Wintermückchen.

Mein Gesicht blickte mich heute japanisch an im Spiegel. Der rote, leuchtendrote Pullover….meine Haare (die gleich geschnitten werden) zum Dutt zusammengenommen. Die Augenringe – ein bisschen geschwollen. Also konvexe Augenringe. Die Hände vor die Augen haltend. Davor mich gestreckt habend.

Cha No Ma endlich mal wieder. War schon dringend nötig, auch kreislaufmäßig heute. Lustig, hab “den Architekten” wiedergetroffen. Er hat mich erkannt und “Marie-Theres?” gerufen. Es ist schön, wenn jemand meinen Namen richtig ausspricht.

Ein schön trüber – nein: grauer, nasskalter Novembertag – so, wie es sein soll. Oje, so eng heute hier. Farben sind das beste und klügste, was man im Winter machen kann. Sollte. So wie Vitamin D. Eine gute Stunde noch.

“Domin empfand sich als Gradwanderer mit viel Welt, aber wenig Boden unter den Füßen.” Sind wir Hilde Domin?

Zeigen, dass ich dich trage. Deine Worte in mir. Deine Zeichen. Das ewige Rätsel – du.

Dieses helle sanfte Grau (meiner Hose und des Himmels), weich, feucht, mit dem winzigsten Schuß blau – ich empfinde es als beruhigend, besänftigend. Sanft berührend, umarmend, wie eine Decke, die wärmt, beschützt, aber ganz leicht ist, so, dass man sie kaum merkt. Göttlich also.

Die Frau gestern im Gregors: neongelber Mohair-Pulli, schwarze interessant geschnittene Hose, weinrote Mütze – gute Farben! 

Es flüstert zu mir, das Grau. Es strömt eine ganz feine Musik aus. Heute höre ich sie. Sanft alles durchdringend, alles umarmend, wie die Feuchte.

Doch, Körperwohlgefühl wieder. Auch Haarwohlgefühl wieder!

Meine Haare wirken natürlich orange vor dem pinken Hintergrund. Ein Babystimmchen, dass so ganz ähnlich klingt wie das meines Matildchens. Oh nein, die Zeit vergeht zu schnell, zu schnell! Matildas heiße spontan entzündete Liebe auf den ersten Blick zu Christofs altem Stoffhund. Grün, schlabbrig und freundlich ist er, ungefähr gleich groß. 

Jasmin. Yasmin.

Kein schlechtes Gewissen – doch schlechtes Gewissen. Fragen. Blume. Versehentlichkeit. Einfach nur schreiben, Worte fließen lassen – dies Bedürfnis, heilsam, wenn dies zu tun möglich ist. Café Hawelka.

Wie hab ich mich verändert? Sicher sehr. Aber doch werde ich noch erkannt von Menschen, die ich seit Jahren nicht gesehen habe. 

Vielleicht sind Gedichte meine Mantras. Während letztere Energien (göttliche Energien) anrufen, evozieren erstere Stimmungen – das ist auch eine Energieveränderung. 

Eine gut gekleidete alte Frau mit Stock: Camelmantel, offen, rostoranges Strickkleid darunter, dunkelblauviolettes Barett, die grauen Haare kinnlang.

Vielleicht nehm ich mich einfach nicht ernst genug – vielleicht ist das das Problem – oder ich nehme die falschen Sachen ernst und andere nicht ernst genug?!

Klitzeklitzeklein, klitzeklein, klitzeklein….Oder so in meinem Kopf beim Malen-Zeichnen des Bildes, das schnell und leicht entsteht….mittendrein, klitzeklein. Irgendetwas, das sich kindlich reimt. 

Gesichtchen (wie Sonne) 

wachsendes Pflänzchen

Mond (mit Gesicht, im Profil, abnehmend, mit Schein)

mittendrein, hinthinein

Davor schon: Riechen ist ein Zutiefst Annehmen. Ein Einverleiben.

Der Zauber unserer Zusammenkünfte – ein Abend wie dieser – plötzlich alle im Gestalten versunken – ich schreibe schon – sehe die anderen im Fensterglas – die introvertierte Beleuchtung, der Kerzenschein, die dunkle Nacht – im Fenster des Ateliers – Widerschein.

Das hätte ich gern festgehalten.

Es ist mir ganz wertvoll.

Das Klitzekleine.

“Widerschein”

Wie ich mich jetzt schon wieder milde zerfleische wegen gestern. Und alles – all diese Spannung, dieses “zuviele Gedanken Machen”, Paranoia, Angst umrahmen diesen einen (vielleicht zehnminütigen) Moment der Zufriedenheit. Wo ein kleines Bildchen einfach aus mir rausfloß und ich schnell wusste: Das ist es. Nicht zermalen, zerquälen muss ich es. Klein und fein darf es sein, darf es bleiben. Das ist wertvoll. Das ist schön, dass ich das in mir habe, diesen Schatz. 

Und dann der merkwürdige Traum – denkwürdig, Schatten, Anima?

Eine Szene in einem Studentencafé, College, eher Amerikanisch. Studentinnen – die Gespräche zwischen ihnen – in der Mimik viel Show, Vergleich, Hierarchiegehabe, – verhandlung. Eine große Frau mit langen glatten braunen Haaren und irgendwie froschartigem Mund ist die Queen (was Lautstärke, Lebendigkeit, Selbstbewusstsein angeht) – bis, ja, bis: diese neue Frau auftaucht: hereingestolperdt – irgendwie strange, von ganz woanders kommend, naiv, wunderschön, bezaubernd, sehr schlank, elegant und ungelenk gleichzeitig in ihren Bewegungen, etwas sehr Zierliches, trotzdem groß. Lange, dunkelbraune glatte Haare. Irgendwie schafft sie es immer wieder ihren (schwarzen durchsichtigen) BH zu entblößen. Das zieht natürlich Blicke auf sich. Aber sie tut das in aller “Unschuld”, wie ein Tanz, ein Suchen, ein schusseliges Suchen als Tanz. Sie wird Neid auslösen, das wird nicht gut ankommen. Im Vorbeigehen zische ich ihr zu: “Bleib stark!” in Voraussicht all dessen was sie erdulden wird müssen. Wo komme ich plötzlich her? Bin ich doch eigentlich in diesem Traum ansonsten Kamera?

Dann: wie eine Performance. In einem Uniraum (immer noch Mensa oder eher Bibliothek – jetzt eher wie an englischen Unis. Gefühlt ist jetzt draußen das Meer wieder da…Aah – Lakshmi?! Erste Lakshmi-Meditation gestern…!)

Sie hat einen weiten Wollpullover mit Carmen-Ausschnitt an, sie bewegt sich wie in einem langsamen wiegenden Tanz, zieht den Pullover bis über ihre Brüste hinunter: schöne, große, elegante Brüste und zitiert dazu etwas Philosophisches.

Gestern, Gedanken bei der Serie “Ride Upon The Storm”, Abendgedanken – intensiver, interessanter, tiefer, unklarer, unfassbarer (als Morgengedanken). Die Gedanken, ich versuche sie zu fassen: Das Essentielle, das essentiell Menschliche, das existentiell menschliche Daseinsdesaster also:

Kinder, Sorgen und Liebe um die Liebsten, Verbundenheit, Familie, Entscheidung (für die Familie, den Ehepartner immer wieder), Angst vor dem Tod – ist die Party des erwachsenen Menschen.

Und je eher man das umarmt, desto – vielleicht nicht glücklicher, aber – offener, durchlässiger ist man. Und ja – das Zutiefste, das Bedürfnis nach dem Existentiellen ist befriedeter. Aber vielleicht haben es nicht alle Menschen? Oder nur manchmal? Und wir – C. und ich – vielleicht drücken wir uns gerade vor dem Existentiellen? Dem nächsten Schritt? Weil der Alltag genug Herausforderung ist und es (mich zumindest) mit Stolz erfüllt, wenn der mal geschmierter läuft, wenn da ein Rhythmus drin ist.